Samstag, 29. Juni 2013
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Robert beendete seine Erzählung und sah Andreas schweigend an.

“Und weiter?” sagte Andreas.

“Wie weiter?”

“Was ist jetzt der Sinn von alldem? Was hat es mit diesen Schlüsseln auf sich? Was ist das Sundari-Projekt? Was ist der Sinn des Lebens? Wie schaffe ich es, mein Leben in den Griff zu kriegen - so wie du? Wie kann ich zum neuen Menschen werden? Und wie lautet die Antwort auf die Frage aller Fragen?”

Robert lächelte. “Du meinst nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest?”

“Ja.”

“Hast du schon mal was von außerkörperlicher Wahrnehmung gehört?”

“Wie kommst du jetzt darauf?”

“Du erwartest, dass ich auf alle Fragen eine Antwort habe? Vielleicht habe ich das. Aber denk daran, dass unsere Sprache nur für Dinge gemacht wurden, die in unserer Welt existieren. Unsere Sinne sind auf diese Welt ausgerichtet - wir sind Wesen dieser Welt, die vergessen haben, woher wir kommen. Niemand kann unsere eigentliche Heimat beschreiben oder in Worte fassen. Ich kann dir den Sinn des Universums nicht erklären. Du musst es selber spüren. Ich kann dir den Weg dorthin zeigen. Durch Meditation. Ich kann dir sagen, dass diese Welt eine Illusion ist. Ich kann dir von den Astralebenen berichten - wie es dort aussieht. Aber am besten ist, du erlebst selber das Abenteuer, das dich in andere Sphären bringt.”

“Was sind das für Sphären?”

“Glaubst du diese Welt ist die einzige?”

Andreas dachte an die Welt Lemuria. “Ich weiß nicht. Ist es möglich, dass wir Menschen auch Welten erschaffen können?”

“Warum nicht? Wir tun es jede Nacht in unseren Träumen. Wir tun es in unserer Phantasie. Wenn wir ins Kopfkino gehen, wenn wir uns alternative Realitäten ausdenken. Geschichten. Romane. Ganze Welten.”

“Glaubst du, dass es diese Welten dann auch wirklich gibt? Dass sie real werden?”

“Was verstehst du unter Realität? Hast du immer noch nichts begriffen? Hast du nicht dieses Auto mit dem Eisbären in diese Welt geholt? Und wie ist es mit dem Taxifahrer, der nur vier Finger hat? Brauchst du einen weiteren Beweis? Achte darauf, wer als nächstes diese Bar betritt. Ich sage, es ist eine langbeinige Blondine. Auf ihrem engen Top stehen chinesische Schriftzeichen. Das Top ist silberfarben, die Schriftzeichen schwarz. Sie trägt einen karierten Minirock. Ich könnte sie flachlegen, wenn ich wollte. Sie würde mir keinen Korb geben, aber ich werde sie nicht fragen.”

Andreas blickte zur Bar, doch nichts geschah. “Diesmal liegst du falsch”, sagte er.

“Warte noch einen Augenblick.”

In diesem Moment kam die Blondine herein. Sie war groß, sogar größer als Robert. Ihre Füße steckten in roten Stöckelschuhen. Die langen Beine mündeten in einem karierten Minirock. Darüber das silberne Top mit den chinesischen Schriftzeichen. Die blonde Löwenmähne reichte ihr bis weit den Rücken hinunter. Sie kam mit einigen Freundinnen. Die Gruppe setzte sich an einen der freien Tische, die inzwischen zahlreicher geworden waren. Die Bar und auch die Disco waren dabei, sich zu leeren.

“Was ist Realität?” fragte Robert. “Horch in dich hinein. Versuche, die Antwort zu finden. Du fragst nach einem Sinn des ganzen hier? Es ist ein Spiel. Ein kreatives Spiel Gottes. Da Gott das einzige ist, was es überhaupt gibt, muss er sich immer wieder mit sich selbst beschäftigen, und denkt sich immer wieder was neues aus - ein stetiger Quell sprudelnder Kreativität - und da wir alle Teile Gottes sind, sind wir ebenso kreativ. Wir erfinden uns und die Welt ständig neu - in jedem Jahrhundert. Und wir müssen es tun, um den alten Herrn nicht zu langweilen. Es ist wie in Träumen. So lange wir nicht merken, dass wir träumen, macht der Traum mit uns, was er will. Aber sobald wir es wissen, können wir mit dem Traum machen, was wir wollen. Das nennt man luzider Traum, und in dem, was du Realität nennst, gilt es genauso - mit dem Unterschied, dass wir Träume nur allein träumen - aber hier teilen wir die Illusionen mit Milliarden von Menschen und noch wesentlich mehr Tieren, Pflanzen, Pilzen, Einzellern, außerirdischen Lebensformen, Engeln, Geistern und Dämonen.”

“Und was ist das Sundari-Projekt?”

“Auch das kann man nicht erklären”, sagte Robert. “Man muss es gesehen haben. Komm mit. Ich zeige es dir.”

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