Donnerstag, 2. Mai 2013
00000110 - Man sieht sich immer zweimal
Blog-Eintrag Mercury Mailer auf blogs.lemuria.com
Donnerstag, 22. März 20xx

Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und das erste, was er schuf, war Licht. Der Mensch steht Gott in nichts nach. Auch wenn er andere Mittel verwendet, so werden die virtuellen Welten immer komplexer. Schon hat der Mensch Wesen nach seinem Bilde geformt, die die unzähligen Spielwelten im virtuellen Raum bevölkern. Doch auch hier war das erste, was der Mensch schuf, das Licht - besser: die Energie in Form von Elektrizität.

Fließt Strom, oder fließt kein Strom? Das ist die Frage, die sich der Computer stellt. Millionen Mal in der Sekunde. 100010101110101001. Der binäre Code, aus dem unsere Welt besteht. Das ganze Leben ist Code, die ganze Welt ist Information. Zeit und Raum verlieren jegliche Bedeutung. Wir selber werden zu Code, zu Nullen und Einsen, fangen an, die von uns geschaffene Welt zu beleben. Mit Avataren, Stellvertretern unserer selbst, reisen wir durch die unendlichen Weiten des virtuellen Raumes.

Avatara ist ein Sanskrit-Wort. Wörtlich übersetzt heißt es: Abstieg. Sagt zumindest die Wikipedia. Aber eigentlich bedeutet es etwas anderes: Es bedeutet, dass ein Gott in Menschen- oder Tiergestalt auf Erden wandelt. So wie Zeus, der als Stier die Europa verführte. So wie der Gott der Christen, der in Jesus seinen Avatar fand. In der neuen, virtuellen Welt sind wir die Götter, die wir uns hinab begeben in die Welt, die wir selbst geschaffen haben.

Ich möchte nicht verschweigen, dass ich im Internet auf eine Gruppe von Menschen gestoßen bin, die genau das behaupten - nur mit unserer wirklichen Welt. Wir seien nur Inkarnationen der Götter. Diese Menschen scheinen jeglichen Bezug zur Realität verloren zu haben. Glaubt mir. Ich weiß, wie das ist. Ich habe jahrelang immer wieder eine Fantasiewelt besucht - lange bevor das Internet zu dem wurde, was es heute ist.

Womit wir bei meinem zweiten Thema für heute wären: die Vergangenheit. Versuche niemals der Vergangenheit zu entfliehen, denn sie holt dich immer wieder ein. Wir sind eben, was wir sind. Das können wir nicht leugnen. Wir können damit umgehen, sicher. Aber wer sich selbst verleugnet, ist nicht er selbst. Wer nicht er selbst ist, wirkt nicht authentisch. Unehrlich. Und wer schon früher anders war, als er heute ist, dem glaubt man die Veränderung nicht.

Man sieht sich immer zweimal im Leben. Das erste Mal baut man Bockmist, das zweite Mal muss man dafür bezahlen. Wer früher am kürzeren Hebel saß, sitzt mittlerweile am längeren? Wer weiß...

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