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Montag, 20. Mai 2013
00011000 - Mädchen
mercury mailer, 21:51h
Frauen waren für Andreas ein Buch mit sieben Siegeln. Er, der immer logisch und rational dachte, konnte mit dem weiblichen Verhalten, das sich jeglicher Logik zu verschließen schien, nichts anfangen - und dementsprechend hatte er auch Probleme, eine Partnerin zu finden - sei es für eine Nacht oder auch für länger. Abgesehen von einigen kleineren Ausnahmen und abgesehen von Sundari, die er aber immer noch für ein Hirngespinst hielt, hatten Frauen in seinem Leben nie eine große Rolle gespielt. Seitdem seine Mutter vor einigen Jahren gestorben war, gab es keine Frau, mit der er mehr als nur ein paar Worte wechselte. Sie nahmen Abstand von ihm, und er nahm Abstand von ihnen - denn nach einigen schlechten Erfahrungen, die aber niemals über ein zartes Anfangsstadium hinausgegangen waren, hatte er sich zurückgezogen und sich dem weiblichen Geschlecht komplett verschlossen. Er war asexuell geworden - bis zu diesem Abend, da er den Worten von Robert Jens lauschte.
Da ihm Mädchen schon seit seiner frühesten Kindheit - bis auf wenige Ausnahmen - so fremd erschienen waren, hatte er viele Jahre, so gut er konnte, einen großen Bogen um sie gemacht. Doch eines Tages, kurz nachdem Robert Jens ihm den Krieg erklärt hatte, änderte sich alles.
Wie Robert ihm angedroht hatte, fuhr er jetzt eine härtere Gangart. Die Tracht Prügel, die er Andreas vor der Schule verpasst hatte, war nur der Anfang gewesen. Robert nutzte jetzt jede freie Minute, um Andreas mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln das Leben zur Hölle zu machen. Das war zum einen körperliche Gewalt, zum anderen aber Demütigung und drittens schließlich auch Intrigen. In den Fünf-Minuten-Pausen, wenn sich gerade kein Lehrer im Klassenzimmer aufhielt, bewarf er ihn mit Kreide oder mit dem Schwamm. Auf die Mithilfe der Schulkameraden konnte sich Robert verlassen. Fast alle machten mit - bis auf einige wenige, die aber immerhin diese Aktionen zu billigen schienen. Sie blieben ruhig und waren froh, dass sie selber nicht zu Roberts Opfern wurden. An anderen Tagen nahm Robert oder einer seiner Komplizen Andreas einen Kugelschreiber, das Mäppchen, manchmal auch den Regenschirm ab. Wenn er versuchte, sich sein Eigentum wieder zurückzuholen, stellte ihm jemand ein Bein, und da Andreas nicht gerade über eine gute Koordination verfügte, stürzte er häufig zu Boden. Robert verteilte aber auch gerne Kopfnüsse, schnipste an Andreas’ Ohr, machte die “Brennessel” oder boxte ihn so hart, dass es fürchterlich wehtat. Doch nicht nur das: Robert verstand es auch, die Lehrer gegen Andreas aufzubringen. Einmal bauten er und seine Kameraden in der letzten Reihe, wo Andreas immer alleine zu sitzen pflegte, eine Pyramide aus Stühlen auf. Als dann der Lehrer rein kam, behaupteten alle Schüler unisono, Andreas sei es gewesen. Er konnte es abstreiten, wie er wollte: es hatte keinen Zweck. Wenn der Lehrer kam, war Robert meist dabei, durch die Klasse zu rennen oder sich in einem wilden Anfall unkontrollierter Wut gegen die anderen zu wenden, um sie zu verprügeln - obwohl er ganz genau wusste, dass derartige Versuche wegen seiner mangelhaften Motorik und seiner fehlenden Muskelkraft nie von Erfolg gekrönt sein würden. Im Gegenteil: Der Lehrer erwischte ihn jedesmal, wenn die anderen ihn so weit hatten, dass er aus der Haut gefahren war. Die Strafe folgte auf den Fuß: Zusätzliche Hausaufgaben, Hof kehren beim Hausmeister, Einträge ins Klassenbuch oder manchmal auch eine Benachrichtigung an die Eltern, die Andreas’ Entwicklung mit Sorge verfolgten. Roberts Kriegsführung schien aufzugehen.
Dann, eines Tages, geschah etwas, womit weder Andreas, noch Robert, noch sonst irgend jemand gerechnet hatte: Eine Minderheit, die sich bislang vornehm zurückgehalten hatte, griff in den Krieg ein. Eine Minderheit, die jetzt ihr Schweigen brach und völlig überraschend Partei ergriff: die Mädchen in Andreas’ Klasse. Es waren nur fünfeinhalb - der halbe war Fabian, der sich mehr wie ein Mädchen als wie ein Junge verhielt und der auch viel lieber mit den Mädchen abhing als mit den Jungs. Später sollte er schwul werden, aber zu diesem Zeitpunkt wusste das noch niemand. Es war eben dieser Fabian, der eines Tages Andreas packte und ihn in einen Raum zerrte, in dem er noch nie zuvor gewesen war.
Es war große Pause, und draußen regnete es. Normalerweise herrschte in großen Pausen Schulhofpflicht, das heißt, alle Schüler waren angewiesen, die Zeit auf dem Schulhof zu verbringen. Für Andreas ein Horror, denn hier war er den Attacken Roberts ausgeliefert - und das, obwohl der Schulhof regelmäßig von den Aufsicht führenden Lehrern überwacht wurde. Doch wenn es gegen Andreas ging, griffen sie nicht ein. Niemals. Robert war raffiniert genug zu merken, wann die Lehrer die Aufmerksamkeit auf ihn richteten. Dann ließ er Andreas in Ruhe - um später nur um so härter zuzuschlagen. Nur wenn Andreas sich wehrte und Robert die passive Rolle übernahm, war sofort ein Lehrer zur Stelle. Andreas fehlte jeglicher Instinkt, der für den Schulhof notwendig war.
Um so erfreuter war Andreas, wenn es regnete, denn dann durften die Schüler die Pause im Gebäude verbringen. Für ihn bedeutete das wesentlich mehr Möglichkeiten, sich zu verstecken. Das Schulgebäude war groß und unübersichtlich, und es gelang Andreas fast immer, Robert aus dem Weg zu gehen. Gerade ging Andreas einen der zahlreichen Gänge entlang, als ihn Fabian in einen Seitenraum zerrte. Es war nur ein kleiner Raum mit nicht mehr als zehn Sitzplätzen, einer Tafel und nur einem Fenster. Er wurde bevorzugt für kleine Oberstufenkurse verwendet, für Nachhilfeunterricht und manchmal auch, wenn ein Schüler eine Klassenarbeit oder Klausur nachschreiben musste. Manchmal, in ganz seltenen Fällen, auch zum Nachsitzen. Doch selbst Andreas, der unter Lehrern als schwieriger Fall galt, hatte ein solches Nachsitzen noch nie erlebt. Diese Bestrafungsmethode war etwas aus der Mode gekommen.
Andreas und Fabian waren nicht die einzigen, die sich in diesem Raum aufhielten. Sämtliche Mädchen aus ihrer Klasse hatten sich versammelt. Da war Maja, die Klassenschönheit, die sich immer geschmeidig wie eine Katze bewegte, mit ihren schulterlangen braunen Haaren und ihren grünen Augen. Neben ihr ihre beste Freundin Sonja. Sie war klein, hatte lange, schwarze Haare und trug fast immer schwarz. Christine war die Intellektuelle unter den Mädchen. Sie hatte kurze, straßenköterblonde Haare und eine Brille mit braunem Rand und großen Gläsern. Ramona und Caro waren unzertrennlich. Caro heiß eigentlich Caroline, doch sie bestand darauf, dass ihr Vorname französisch ausgesprochen wurde - also ohne e und mit Betonung auf der letzten Silbe. Doch die meisten Lehrer sahen das nicht ein - schließlich war man hier in Deutschland und nicht in Frankreich. Also hatte sich irgendwann der Kompromiss eingebürgert, sie einfach nur Caro zu nennen. Sie war die kleinste in der Klasse, doch was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie mit ihrer Klappe wett. So war sie das krasse Gegenteil ihrer besten Freundin Ramona - ein unscheinbares, regelrecht schüchternes Mädchen, das von allen die besten Noten schrieb, ansonsten aber fast nie etwas sagte. Sie war einen Kopf größer als Andreas, und ihre langen, schlanken Beine wurden meistens durch weite Hosen verborgen.
Und dann war da noch Fabian. Kein richtiges Mädchen. Aber er sah so aus. In seinem geringelten Rollkragenpullover und seinen Jeans wirkte er so androgyn, dass sich jeder fragte, welchem Geschlecht er angehörte und ob er eigentlich auf Jungs oder auf Mädchen stand.
“Hallo, Andreas”, sagte Caro. Sie wirkte so, als würde sie etwas sagen, was die Mädchen vorher untereinander besprochen hatten. “Wir haben uns lange genug angesehen, wie Robert und die anderen Jungs dich behandeln. Du bist hier, damit wir dir sagen: Wir sind auf deiner Seite.”
“Bilde dir bloß nichts darauf ein”, sagte Maja. “Du brauchst Verbündete. Das sind wir. Nicht mehr und nicht weniger.”
“Was könnt ihr gegen die Jungs schon ausrichten?” fragte Andreas.
“Was kannst du gegen die Jungs ausrichten?” entgegnete Maja, und sie fügte hinzu: “Wir Mädchen müssen zusammen halten!”
“Ich bin kein Mädchen.”
“Bist du dir da sicher?” sagte Sonja. “Du interessierst dich nicht für Autos, du interessierst dich nicht für Fußball, du bist nicht besonders stark, du kriegst bei Prügeleien immer Haue, du hast keine Muskeln, keinen Bartwuchs - was, bitteschön, macht dich besonders männlich?”
Bumm! Das saß.
“Also, wie stellt ihr euch das vor?” fragte Andreas. “Habt ihr irgendeinen Plan, eine Idee?”
“Noch nicht”, sagte Caro. “Aber deswegen sind wir ja hier. Wir überlegen, was wir tun können.”
“Wir könnten uns an die Lehrer wenden”, schlug Maja vor.
“So einfach ist das nicht”, warf Caro ein. “Wenn wir petzen, macht das Robert nur noch wütender.”
“Wir sollten dafür sorgen, dass er von der Schule fliegt”, sagte Sonja.
“Das können wir aber nur, wenn er was ganz schlimmes macht”, sagte Caro.
“Dann bringen wir ihn dazu”, sagte Maja. “Wir müssen seine Wut auf Andreas steigern.”
“Das ist keine besonders gute Idee”, entgegnete Andreas.
“Ja, stimmt”, sagte Sonja. “Also, was sonst?”
“Wir könnten Drogen bei ihm verstecken”, sagte Fabian.
“Und wo sollen wir die Drogen her kriegen?” fragte Maja.
Fabian schwieg betreten. In diesem Moment ertönte der Pausengong. Die Pause war beendet.
“Also, Hausaufgabe für morgen: Denkt euch etwas aus”, sagte Caro. “Wie können wir Robert von der Schule schmeißen?”
Da ihm Mädchen schon seit seiner frühesten Kindheit - bis auf wenige Ausnahmen - so fremd erschienen waren, hatte er viele Jahre, so gut er konnte, einen großen Bogen um sie gemacht. Doch eines Tages, kurz nachdem Robert Jens ihm den Krieg erklärt hatte, änderte sich alles.
Wie Robert ihm angedroht hatte, fuhr er jetzt eine härtere Gangart. Die Tracht Prügel, die er Andreas vor der Schule verpasst hatte, war nur der Anfang gewesen. Robert nutzte jetzt jede freie Minute, um Andreas mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln das Leben zur Hölle zu machen. Das war zum einen körperliche Gewalt, zum anderen aber Demütigung und drittens schließlich auch Intrigen. In den Fünf-Minuten-Pausen, wenn sich gerade kein Lehrer im Klassenzimmer aufhielt, bewarf er ihn mit Kreide oder mit dem Schwamm. Auf die Mithilfe der Schulkameraden konnte sich Robert verlassen. Fast alle machten mit - bis auf einige wenige, die aber immerhin diese Aktionen zu billigen schienen. Sie blieben ruhig und waren froh, dass sie selber nicht zu Roberts Opfern wurden. An anderen Tagen nahm Robert oder einer seiner Komplizen Andreas einen Kugelschreiber, das Mäppchen, manchmal auch den Regenschirm ab. Wenn er versuchte, sich sein Eigentum wieder zurückzuholen, stellte ihm jemand ein Bein, und da Andreas nicht gerade über eine gute Koordination verfügte, stürzte er häufig zu Boden. Robert verteilte aber auch gerne Kopfnüsse, schnipste an Andreas’ Ohr, machte die “Brennessel” oder boxte ihn so hart, dass es fürchterlich wehtat. Doch nicht nur das: Robert verstand es auch, die Lehrer gegen Andreas aufzubringen. Einmal bauten er und seine Kameraden in der letzten Reihe, wo Andreas immer alleine zu sitzen pflegte, eine Pyramide aus Stühlen auf. Als dann der Lehrer rein kam, behaupteten alle Schüler unisono, Andreas sei es gewesen. Er konnte es abstreiten, wie er wollte: es hatte keinen Zweck. Wenn der Lehrer kam, war Robert meist dabei, durch die Klasse zu rennen oder sich in einem wilden Anfall unkontrollierter Wut gegen die anderen zu wenden, um sie zu verprügeln - obwohl er ganz genau wusste, dass derartige Versuche wegen seiner mangelhaften Motorik und seiner fehlenden Muskelkraft nie von Erfolg gekrönt sein würden. Im Gegenteil: Der Lehrer erwischte ihn jedesmal, wenn die anderen ihn so weit hatten, dass er aus der Haut gefahren war. Die Strafe folgte auf den Fuß: Zusätzliche Hausaufgaben, Hof kehren beim Hausmeister, Einträge ins Klassenbuch oder manchmal auch eine Benachrichtigung an die Eltern, die Andreas’ Entwicklung mit Sorge verfolgten. Roberts Kriegsführung schien aufzugehen.
Dann, eines Tages, geschah etwas, womit weder Andreas, noch Robert, noch sonst irgend jemand gerechnet hatte: Eine Minderheit, die sich bislang vornehm zurückgehalten hatte, griff in den Krieg ein. Eine Minderheit, die jetzt ihr Schweigen brach und völlig überraschend Partei ergriff: die Mädchen in Andreas’ Klasse. Es waren nur fünfeinhalb - der halbe war Fabian, der sich mehr wie ein Mädchen als wie ein Junge verhielt und der auch viel lieber mit den Mädchen abhing als mit den Jungs. Später sollte er schwul werden, aber zu diesem Zeitpunkt wusste das noch niemand. Es war eben dieser Fabian, der eines Tages Andreas packte und ihn in einen Raum zerrte, in dem er noch nie zuvor gewesen war.
Es war große Pause, und draußen regnete es. Normalerweise herrschte in großen Pausen Schulhofpflicht, das heißt, alle Schüler waren angewiesen, die Zeit auf dem Schulhof zu verbringen. Für Andreas ein Horror, denn hier war er den Attacken Roberts ausgeliefert - und das, obwohl der Schulhof regelmäßig von den Aufsicht führenden Lehrern überwacht wurde. Doch wenn es gegen Andreas ging, griffen sie nicht ein. Niemals. Robert war raffiniert genug zu merken, wann die Lehrer die Aufmerksamkeit auf ihn richteten. Dann ließ er Andreas in Ruhe - um später nur um so härter zuzuschlagen. Nur wenn Andreas sich wehrte und Robert die passive Rolle übernahm, war sofort ein Lehrer zur Stelle. Andreas fehlte jeglicher Instinkt, der für den Schulhof notwendig war.
Um so erfreuter war Andreas, wenn es regnete, denn dann durften die Schüler die Pause im Gebäude verbringen. Für ihn bedeutete das wesentlich mehr Möglichkeiten, sich zu verstecken. Das Schulgebäude war groß und unübersichtlich, und es gelang Andreas fast immer, Robert aus dem Weg zu gehen. Gerade ging Andreas einen der zahlreichen Gänge entlang, als ihn Fabian in einen Seitenraum zerrte. Es war nur ein kleiner Raum mit nicht mehr als zehn Sitzplätzen, einer Tafel und nur einem Fenster. Er wurde bevorzugt für kleine Oberstufenkurse verwendet, für Nachhilfeunterricht und manchmal auch, wenn ein Schüler eine Klassenarbeit oder Klausur nachschreiben musste. Manchmal, in ganz seltenen Fällen, auch zum Nachsitzen. Doch selbst Andreas, der unter Lehrern als schwieriger Fall galt, hatte ein solches Nachsitzen noch nie erlebt. Diese Bestrafungsmethode war etwas aus der Mode gekommen.
Andreas und Fabian waren nicht die einzigen, die sich in diesem Raum aufhielten. Sämtliche Mädchen aus ihrer Klasse hatten sich versammelt. Da war Maja, die Klassenschönheit, die sich immer geschmeidig wie eine Katze bewegte, mit ihren schulterlangen braunen Haaren und ihren grünen Augen. Neben ihr ihre beste Freundin Sonja. Sie war klein, hatte lange, schwarze Haare und trug fast immer schwarz. Christine war die Intellektuelle unter den Mädchen. Sie hatte kurze, straßenköterblonde Haare und eine Brille mit braunem Rand und großen Gläsern. Ramona und Caro waren unzertrennlich. Caro heiß eigentlich Caroline, doch sie bestand darauf, dass ihr Vorname französisch ausgesprochen wurde - also ohne e und mit Betonung auf der letzten Silbe. Doch die meisten Lehrer sahen das nicht ein - schließlich war man hier in Deutschland und nicht in Frankreich. Also hatte sich irgendwann der Kompromiss eingebürgert, sie einfach nur Caro zu nennen. Sie war die kleinste in der Klasse, doch was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie mit ihrer Klappe wett. So war sie das krasse Gegenteil ihrer besten Freundin Ramona - ein unscheinbares, regelrecht schüchternes Mädchen, das von allen die besten Noten schrieb, ansonsten aber fast nie etwas sagte. Sie war einen Kopf größer als Andreas, und ihre langen, schlanken Beine wurden meistens durch weite Hosen verborgen.
Und dann war da noch Fabian. Kein richtiges Mädchen. Aber er sah so aus. In seinem geringelten Rollkragenpullover und seinen Jeans wirkte er so androgyn, dass sich jeder fragte, welchem Geschlecht er angehörte und ob er eigentlich auf Jungs oder auf Mädchen stand.
“Hallo, Andreas”, sagte Caro. Sie wirkte so, als würde sie etwas sagen, was die Mädchen vorher untereinander besprochen hatten. “Wir haben uns lange genug angesehen, wie Robert und die anderen Jungs dich behandeln. Du bist hier, damit wir dir sagen: Wir sind auf deiner Seite.”
“Bilde dir bloß nichts darauf ein”, sagte Maja. “Du brauchst Verbündete. Das sind wir. Nicht mehr und nicht weniger.”
“Was könnt ihr gegen die Jungs schon ausrichten?” fragte Andreas.
“Was kannst du gegen die Jungs ausrichten?” entgegnete Maja, und sie fügte hinzu: “Wir Mädchen müssen zusammen halten!”
“Ich bin kein Mädchen.”
“Bist du dir da sicher?” sagte Sonja. “Du interessierst dich nicht für Autos, du interessierst dich nicht für Fußball, du bist nicht besonders stark, du kriegst bei Prügeleien immer Haue, du hast keine Muskeln, keinen Bartwuchs - was, bitteschön, macht dich besonders männlich?”
Bumm! Das saß.
“Also, wie stellt ihr euch das vor?” fragte Andreas. “Habt ihr irgendeinen Plan, eine Idee?”
“Noch nicht”, sagte Caro. “Aber deswegen sind wir ja hier. Wir überlegen, was wir tun können.”
“Wir könnten uns an die Lehrer wenden”, schlug Maja vor.
“So einfach ist das nicht”, warf Caro ein. “Wenn wir petzen, macht das Robert nur noch wütender.”
“Wir sollten dafür sorgen, dass er von der Schule fliegt”, sagte Sonja.
“Das können wir aber nur, wenn er was ganz schlimmes macht”, sagte Caro.
“Dann bringen wir ihn dazu”, sagte Maja. “Wir müssen seine Wut auf Andreas steigern.”
“Das ist keine besonders gute Idee”, entgegnete Andreas.
“Ja, stimmt”, sagte Sonja. “Also, was sonst?”
“Wir könnten Drogen bei ihm verstecken”, sagte Fabian.
“Und wo sollen wir die Drogen her kriegen?” fragte Maja.
Fabian schwieg betreten. In diesem Moment ertönte der Pausengong. Die Pause war beendet.
“Also, Hausaufgabe für morgen: Denkt euch etwas aus”, sagte Caro. “Wie können wir Robert von der Schule schmeißen?”
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